In Gedenken an die Opfer des islamistischen Terrors

Wir möchten den Opfern der islamistischen Anschläge in Dresden, Conflans-Sainte-Honorine, Nizza, Kabul und Wien gedenken. Unser Beileid gilt ihren Angehörigen und FreundInnen und unsere Solidarität den zahlreichen Verletzten, die hoffentlich bald und vollständig genesen mögen.
Wegen der angespannten Coronalage wollten wir keine größere Zusammenkunft zum Gedenken organisieren, sondern auf diesem Weg öffentlich auf dem Schlossplatz auf die Notwendigkeit der Erinnerung an die Opfer und der Bekämpfung des Islamismus aufmerksam machen.

Dresden, Conflans-Sainte-Honorine, Nizza, Kabul, Wien

Am 4. Oktober griff ein Islamist in Dresden ein homosexuelles Paar an, der 55-jährige Thomas L. starb bei dem Anschlag, sein Partner wurde schwer verletzt. Nachdem von der Tat mehrere Wochen lang in der Öffentlichkeit überhaupt nichts bekannt war, ist die homosexuellenfeindliche Motivation des Anschlags noch immer kein Thema.
Am 16. Oktober wurde im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine der Lehrer Samuel Paty enthauptet, weil er es gewagt hatte, im Unterricht das Recht auf Meinungsfreiheit am Beispiel der Mohammed-Karikaturen zu verdeutlichen, wodurch er in der Folge Opfer einer islamistischen Hasskampagne im Internet wurde, die den Täter zu dem barbarischen Mord motivierte. Keinen Monat zuvor griff ein Islamist in der Nähe der früheren Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo Menschen mit einem Messer an.
Am 29. Oktober ermordete ein Islamist auf grausame Art drei Menschen in der Kirche Notre-Dame-de-l’Assomption in Nizza, die 60-jährige Nadine D., den 54-jährigen Küster Vincent L., der gerade eine Messe vorbereitete und die 44-jährige Simone B.
Am 2.11. starben mindestens 35 Menschen bei einem Anschlag auf die Universität in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Eine Woche zuvor wurde dort bereits durch den IS ein Selbstmordanschlag auf eine Schule mit 24 Toten verübt, in beiden Fällen gab es zahlreiche Verletzte.
Am Abend des 2. November verübte ein IS-Anhänger in einem beliebten Wiener Ausgehviertel in unmittelbarer Nähe zur Synagoge einen Anschlag, bei dem vier Menschen starben und zahlreiche weitere verletzt wurden: Die Opfer sind der 21-jährige Nordmazedonier Nedzip V., der Fußballspieler in einem Verein war und an dem Abend seinen ersten Job feierte, eine 24-jährige Studentin der Universität für angewandte Kunst, die nebenbei als Kellnerin arbeitete, eine 44-jährige Mitarbeiterin eines Unternehmens nahe des Tatorts und ein 39-jähriger Restaurantbesitzer. Ob die zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise menschenleere Synagoge ein Ziel des Attentäters war, ist den Ermittlungsbehörden noch nicht bekannt, man kann aber davon ausgehen, dass es sich nicht um einen Zufall handelte – ein koscheres Restaurant, das auf dem Weg des Täters lag, hatte glücklicherweise geschlossen.
Die Opfer, so unterschiedlich sie auch sein mögen, einte die Tatsache, dass ihre selbstbestimmte Art zu leben den Hass der IslamistInnen auf sich zieht: Homosexuelle, die sich öffentlich zeigen, Bildung im Sinne von Meinungsfreiheit, Selbstreflexion und Selbstkritik, zu der auch Humor und Satire gehören, jüdische und auch christliche Einrichtungen und Menschen, sowie diejenigen, die ihre Freiheiten so gut es eben unter Coronabedingungen und denen des kapitalistischen Alltags geht, genießen – auf all das kennt der Islamismus nur eine Antwort: den Tod.

Das ideologische Umfeld der IslamistInnen benennen – für eine antifaschistische Islamkritik!

Diese islamistischen Anschläge sind keine Einzelfälle und will man den Terror kritisieren und bekämpfen, nützt es nichts, seinen Zusammenhang mit dem Islam zu verschweigen. Relevante Teile der islamischen Welt reagieren nicht mit Entsetzen, einer klaren Distanzierung und Solidarität auf diese Welle des Terrors, sondern zeigen recht unverhohlen, dass sie mit den Tätern das selbe Gedankengut teilen: Auf die doch recht deutliche Bekundung Macrons, Mohammedkarikaturen als Teil der Meinungsäußerung zu verteidigen, sowie gegen Islamismus vorzugehen, folgten muslimische Boykottaufrufe gegen Frankreich.
Von Erdogan bis zum iranischen Au
ßenminister war in übelster Täter-Opfer-Umkehr zu vernehmen, die Karikaturen seien „unmoralisch“ und das eigentliche Problem in der augenblicklichen Situation der Hass gegen MuslimInnen. Auf den Straßen von Afghanistan bis Bangladesch demonstrierten darüber hinaus zahlreiche Gläubige ihre Sympathie für den islamistischen Terror.Eine Religion, die in relevantem Umfang Gläubige hervorbringt, die eine Zeichnung für schlimmer halten als in ihrem Namen ermordete Menschen, hat ein weitergehendes Problem als „nur“ den Djihadismus. Der islamistische Terror hat hierzulande und auch anderswo ein ideologisches Umfeld, das meilenweit über die behördlich bekannten „Gefährder“ hinausreicht. Dieses Umfeld besteht aus legalistischen IslamistInnen, die sich bisweilen auch mal dazu durchringen, solche Anschläge zu verurteilen, wohlweislich ohne sie jemals auch nur in den entferntesten Zusammenhang zum Islam zu stellen. Und zu diesem Umfeld gehört auch der konservative Mehrheitsislam, der im Hass auf Frauen, Homosexuelle ,Ex-MuslimInnen, Jüdinnen und Juden sowie Israel das Fundament liefert, auf dem die IslamistInnen zur mörderischen Tat schreiten. Weit über gewalttätige IslamistInnen hinaus wird in diesem Milieu Frauen der Respekt und das Ausleben einer selbstbestimmten Sexualität verwehrt, Mädchen bereits im Grundschulalter unter das Kopftuch gezwungen, Jüdinnen und Juden gewaltsam bedroht und LehrerInnen trauen sich auch hierzulande zunehmend nicht mehr, bestimmte Themen noch zu unterrichten.
Das Problem ist deshalb eine Religion, die zumindest in ihrem heute für eine nicht unerhebliche Anzahl ihrer Gläubigen richtungsweisenden Verständnis und ihren Praxen eine lebens- und lustfeindliche, bis ins Privateste durchregulierte patriarchale Moralvorstellung hervorbringt. Sich ihr zu unterwerfen stellt keine individuelle religiöse Entscheidung dar, sondern es ist Aufgabe des gesamten islamischen Kollektivs, sie bei allen tatsächlichen oder qua Geburt und Herkunft von ihm als MuslimInnen Definierten durchzusetzen. Solche kollektivistischen und patriarchalen Moralvorstellungen gilt es vehement zu kritisieren, denn sie stehen der Freiheit und Individualität entgegen und einem solchen öffentlichen Charakter der religioösen Moral ist das Bestreben nach Ausdehnung auf alle Bereiche der Gesellschaft bereits inhärent.
Der Hass auf westliche Werte, die zwar im Kapitalismus nur unzureichend verwirklicht sind, jedoch in ihrem emanzipatorischen Gehalt über diesen und die geografische Region, in der sie als Produkt der Aufklärung entstanden sind hinausweisen, ist ein Produkt des Unwillens in der islamischen Welt, sich die Moderne in konstruktiver Auseinandersetzung anzueignen. Stattdessen verharren große Teile islamischer Gemeinschaften in einer Opferhaltung als Resultat einer narzisstischen Kränkung, denn das eigene Selbstbild als beste und überlegenste Religion steht in eklatantem Widerspruch zur politischen und ökonomischen Realität in der Gegenwart.
Dem tut die Tatsache keinen Abbruch, dass in westlichen Gesellschaften Menschen, die aus islamisch geprägten Ländern stammen, Rassismus erfahren – der ohne Frage bekämpft gehört und Solidarität mit den Betroffenen erfordert. Die Kritik am Islam, auch mit den Mitteln der Satire und „Blasphemie“ fällt jedoch nicht darunter, genauso wenig wie das Beharren darauf, dass sich jener, wenn überhaupt, gefälligst auf das Private zu beschränken hat. Es ist für eine Gesellschaft, die nicht hinter jegliche zivilisatorische Mindeststandards zurückfallen will von elementarer Notwendigkeit, dass ihre Mitglieder auch eine solche Kritik an der eigenen Religion ertragen können, ohne darauf im besten Fall mit beleidigter Gekränktheit, im schlimmsten Fall mit Enthauptungen zu reagieren.

Antifa bedeutet: Islamismus bekämpfen!

Die Bekämpfung organisierter IslamistInnen, aber auch ihres ideologischen Umfelds muss von antifaschistischer Seite endlich als ein zentrales Anliegen begriffen werden und die selbe Energie, Vehemenz und Empörung, die zurecht darauf verwendet wird, die gesellschaftliche Basis rechter Gewalt zu kritisieren, muss auch für die Kritik des Islamismus sowie seiner UnterstützerInnen und VerharmloserInnen aufgebracht werden. Als AntifaschistIn hat man keine Sensibilität für regressive „kulturelle Eigenheiten“ an den Tag zu legen oder Sympathien für eine Religion aufzubringen, die nichts als Kritik verdient, mit der bei ChristInnen in der Regel ja auch nicht gespart wird. Nur weil sich IslamistInnen und konservative MuslimInnen nicht öffentlichkeitswirksam mit Holzkreuzen hinstellen und was von Abtreibungsverbot plärren (wogegen man sich natürlich stellen sollte – siehe Polen), sondern ihre Töchter lieber ganz privat unterdrücken und bedrohen, ist ihre Ideologie kein Stück weniger frauenfeindlich.
Eine antifaschistische Kritik an der organisierten islamistischen Rechten, die genauso zu behandeln ist, wie andere Nazis auch, ist mehr als notwendig – vor allem in Deutschland, wo es staatlicherseits allzu oft keine Distanz von legal auftretenden IslamistInnen gibt. Während in Frankreich unzählige Menschen auf die Straße gingen, um zu gedenken und in Wien Staatstrauer ausgerufen wurde, werden in Berlin IslamistInnen zum Gedenken an die Anschläge eingeladen. Auf die Straße gegangen wurde natürlich auch in Deutschland, bloß nicht in Solidarität mit den Opfern, sondern gegen „die Schmähung des Propheten Mohammed“. Derweil pflegt der deutsche Staat partnerschaftliche Beziehungen mit dem islamistischen Regime im Iran und Erdogan, betrachtet IslamistInnen als „Dialogpartner“, ist unwillens, selbst die offensichtlichsten islamistischen Organisationen wie die Hamas oder die Grauen Wölfe zu verbieten oder islamistische Moscheen wie das IZH in Hamburg dicht zu machen und lässt zahlreiche weitere Gotteshäuser unter Kontrolle von DITIB, Millî Görüş und anderen islamistischen Organisationen.

Antifaschistisch und solidarisch sein mit denjenigen, die als Feindbilder der IslamistInnen (und nicht zufällig auch der meisten anderen Rechten) fungieren heißt, vehemente Kritik am deutschen Staat und seinem unzureichenden Umgang in der Bekämpfung des Islamismus, sowie eine konsequente und universalistische Kritik am Islam, ohne – wie die Rechten es tun – Menschen aus islamischen Staaten auf ihre Herkunft zu reduzieren, sie pauschal zu Muslimen zu machen oder ihnen nicht die – wenngleich herausfordernde – Möglichkeit zur Selbstreflexion und Veränderung zuzugestehen.

Vor allem heißt es auch, solidarisch mit denjenigen zu sein, die zwangsweise qua Herkunft in islamische Gemeinschaften integriert werden, für die aber das Versprechen der Aufklärung ebenso gilt, solidarisch mit selbstbestimmten Frauen, mit Jüdinnen und Juden sowie Israel als jüdischem Staat, Homosexuellen, IslamkritikerInnen, Ex-MuslimInnen, AtheistInnen, Gläubigen, deren individuelle Religionsausübung bedroht ist und letztendlich all jenen, die an Freiheit, Gleichheit, Solidarität als universelle Voraussetzung von Emanzipation festhalten und diese Werte – so wie Samuel Paty – verteidigen.

In diesem Sinne,
Keinen Fußbreit dem Islamismus!
Für eine antifaschistische Islamkritik!


Nachtrag: Zerstörung des Gedenkorts

In diesem Beitrag wollten wir eigentlich dazu aufrufen, sich unserer Aktion anzuschließen und auf dem Schlossplatz zu einem sichtbaren, öffentlichen Gedenken und einer  antifaschistischen Kritik an der islamistischen Rechten beizutragen. Leider wurde der Gedenkort bereits am frühen vormittag zerstört.

Es erschütternd, dass nicht einmal das Gedenken an die Opfer des Anschlags in der Öffentlichkeit möglich ist. Die Bilder, die uns erreichten zeigen, dass u.a. die Fotos der Opfer und die Namen der Anschlagsorte, die wir dort angebracht hatten, zerrissen und unser Transparent vom Baum heruntergerissen wurde. Bei wem selbst die Fotografien und die Erinnerung an die Opfer einen solchen Hass auslösen, wird aller Wahrscheinlichkeit nach der Denkweise der IslamistInnen nicht allzufern stehen. Wir sind schockiert über diesen widerwärtigen Angriff, der auch zeigt, wie bitter notwendig unsere Kritik am Islamismus ist. Den unbekannten TäterInnen sei eins gesagt: Wir werden uns durch euch garantiert nicht davon abhalten lassen, kritisch auf die Denkweisen und Strukturen aufmerksam zu machen, die ihr mit eurem ekelhaften Angriff auf das Gedenken an ermordete Menschen aktiv unterstützt.
Weil wir das Gedenken trotz allem noch öffentlich sichtbar machen möchten, wollen wir versuchen, einen anderen Ort finden, an dem wir zumindest das Transparent noch einmal aufhängen können.

Nieder mit dem Islamismus und seinen UnterstützerInnen!